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SPIEGEL ONLINE

Empfang im Hawaii-Hemd Alexander Gerst schwebt in die ISS

Kurz nach 17 Uhr wurde die Luke zur Raumstation geöffnet - dahinter warteten drei Astronauten in Hawaii-Hemden. Alexander Gerst ist zum zweiten Mal auf der ISS - und demnächst sogar ihr Kommandant.

Zwei Tage nach seinem Bilderbuchstart kommt der deutsche Astronaut Alexander Gerst am Freitag auf der Internationalen Raumstation (ISS) an. Sein "Sojus"-Raumschiff dockte kurz nach 15.00 Uhr deutscher Sommerzeit an die ISS rund 400 Kilometer über der Erde an. Das Manöver lief problemlos ab, das Andocken fand sogar einige Minuten früher statt als geplant.

Zunächst wurde geprüft, ob die Dockingverbindung hermetisch dicht ist. Nach einem Druckausgleich wurde die Verbindungsluke zur ISS dann etwa zwei Stunden nach dem Andocken geöffnet.

Als erster schwebte der Russe Sergej Prokopjew durch die geöffnete Luke. Die drei Astronauten an Bord der ISS, Andrew Feustel, Richard Arnold und Oleg Artjemjew, hatten zum Empfang der drei Kollegen blau-weiße Hawaii-Hemden angezogen.

Die Raumfahrer begrüßten sich mit Umarmungen. Gerst ließ als Erstes die kleine Maus aus der gleichnamigen TV-Sendung schweben - auch mit Raumanzug. Später gab es ein erstes gemeinsames Foto der nun wieder sechsköpfigen Besatzung und die Sechs beantworteten Fragen aus dem Kontrollzentrum.

"Je unspektakulärer, desto sicherer"

Der deutsche Astronaut Matthias Maurer hat die erfolgreiche Kopplung des Sojus-Raumschiffs an die Raumstation ISS als Idealzustand bezeichnet. "Wir waren vor der Zeit, weil alles so wunderbar gelaufen ist", sagte Maurer in der Flugleitzentrale bei Moskau. "Je unspektakulärer, desto sicherer ist es."

Gerst war am Mittwoch mit einer "Sojus"-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zur ISS gestartet. Zahlreiche Fans von "Astro-Alex" hatten bei Liveübertragungen in Deutschland mitgefiebert. Der Flug mit dem Raumschiff "Sojus MS-09" zur Raumstation war planmäßig auf zwei Tage angesetzt worden.

Gerst wird bis Mitte Dezember auf der ISS leben und forschen. In der zweiten Hälfte seiner "Horizons"-Mission wird er ab Oktober als erster Deutscher und zweiter Europäer das Kommando auf der Raumstation übernehmen. Für Gerst ist es bereits der zweite Langzeitaufenthalt auf der ISS: 2014 verbrachte der heute 42-Jährige insgesamt 165 Tage im All.

Vor seinem Abschied in Baikonur hatte Gerst gesagt, was er als Erstes machen werde, wenn er schwerelos durch die Luke schwebt: "Wir umarmen unsere Freunde, die wir viele Monate nicht gesehen haben." Gemeint sind die anderen Astronauten, die bereits auf der ISS warten.

Fotostrecke

Alexander Gerst: Nächster Halt ISS

Foto: SHAMIL ZHUMATOV/ REUTERS

Mit dem Baden-Württemberger kommen der Russe Sergej Prokopjew und die US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor in das Raumlabor. Dort werden sie von den US-Astronauten Andrew Feustel und Richard Arnold sowie vom Kosmonauten Oleg Artjemjew empfangen, die seit März im All sind.

Angekommen in der sogenannten Weltraum-WG steht Körperpflege mit einem speziellen Handtuch auf dem Programm. "Da werde ich mich sehr drauf freuen nach zwei Tagen in der Sojus", sagte Gerst. Dann gebe es ein Sicherheitsbriefing. Später müssten sie ihre Schlafsäcke aus dem Raumschiff holen. "Wir bringen sie in unsere Räume und machen sie uns ein bisschen schön."

Der deutsche Astronaut wird während seiner "Horizons"-Mission erneut an einer Vielzahl wissenschaftlicher Experimente teilnehmen. Nach DLR-Angaben stammen 67 dieser Experimente aus Europa, davon 41 aus Deutschland. Letztere werden vom DLR koordiniert und gesteuert.

hda/dpa/AFP