Der deutsche Astronaut Alexander Gerst steht kurz vor seiner zweiten Raumfahrt. Es sei "eine große Ehre", als erster deutscher Kommandant die Leitung über die Internationale Raumstation (ISS) zu übernehmen, sagte Gerst zum Abschluss seines Trainings im Kosmonautenausbildungszentrum bei Moskau. "Wenn ich es hinbekomme, dass wir unser Programm durchführen und dass wir als Freunde zurückkommen, dann ist das für mich eine großartige Mission geworden." Mit seinen Kollegen, dem Russen Sergej Prokopjew und der US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor, sei er auf dem besten Weg dahin.

In seinem Blog schrieb Gerst, die größten Raumfahrtagenturen der Erde vertrauten ihm "die komplexeste und wertvollste Maschine an, die Menschen jemals gebaut haben". Allein diese Vorstellung erfülle ihn mit Ehrfurcht. Zugleich könne er es "kaum erwarten", die Station wiederzusehen. Sie sei "ein Stück Heimat" für ihn geworden. "Ich freue mich auf den Moment, im dem die Luke aufgeht und ich wieder durch diese faszinierende Miniaturwelt der Schwerelosigkeit schweben kann."

Gerst wird am 6. Juni vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus zu seiner zweiten Mission auf der Internationalen Raumstation ISS starten. Bis Dezember wird er rund 400 Kilometer über der Erde leben und forschen. In der zweiten Hälfte der Mission wird Gerst für drei Monate als erster Deutscher das Kommando der ISS übernehmen. Zur Vorbereitung hatte Gerst in den vergangenen Wochen das Abschlusstraining im russischen Kosmonautentrainingszentrum bei Moskau absolviert.

Alexander Gerst wurde 1976 im baden-württembergischen Künzelsau geboren. Er studierte Geophysik und spezialisierte sich auf Vulkanologie. 2009 begann er in der Europäischen Weltraumagentur Esa seine Grundausbildung zum Astronauten, 2014 flog er zum ersten Mal mit dem russischen Kosmonauten Maxim Surajew und dem US-Astronauten Reid Wiseman zur ISS.

Damals war er als Bordingenieur für die Wartung der Raumstation verantwortlich und arbeitete an den mehr als hundert wissenschaftlichen Experimenten mit. Unter anderem nahm er den vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelten elektromagnetischen Leviator in Betrieb, um Legierungen freischwebend herzustellen und zu untersuchen. Im Januar zeichnet der damalige Bundespräsidenten Joachim Gauck den Astronauten mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse aus.

Gerst ist der elfte Deutsche im All und der dritte deutsche Raumfahrer auf der ISS. Der erste Deutsche war der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn. Er flog 1978 für acht Tage zur sowjetischen Raumstation Saljut 6. Im November 1983 startete der erste bundesdeutsche Astronaut Ulf Merbold in einem Spaceshuttle ins All, um das Weltraumlabor Spacelab in Betrieb zu nehmen. Merbold war als einziger Deutscher bislang dreimal im All. Anfang 2017 wurde verkündet, dass Matthias Maurer ins aktive Esa-Astronautenkorps aufgenommen wurde.