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Jungfernflug der Riesenrakete "Falcon Heavy" Roadster zum Mars - was Elon Musks PR-Stunt bezweckt

Von Wilfried Eckl-Dorna
Hübscher als Betonblöcke: Diesen Tesla-Roadster hat die SpaceX-Rakete Falcon Heavy beim Jungfernflug an Bord

Hübscher als Betonblöcke: Diesen Tesla-Roadster hat die SpaceX-Rakete Falcon Heavy beim Jungfernflug an Bord

Foto: SpaceX
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SpaceX nimmt Kurs auf den Mars: Elon Musks Weg in den Weltraum

Foto: Uncredited/ dpa

Elektroauto-Pionier Elon Musk hätte auch einen Betonklotz nehmen können. Oder Stahlblöcke, wie es in der Raumfahrt bislang üblich war. Doch das ist dem Multiunternehmer und Marketingkenner zu langweilig. Deshalb lässt Musk, der zeitgleich den Elektroauto-Hersteller Tesla und das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX leitet, in Kürze einen rot lackierten Tesla-Roadster aus seiner privaten Garage ins All schießen - an Bord einer neuen Riesenrakete seines privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX.

Musk geizt nicht mit Details zu der ungewöhnlichen Weltraum-Fracht: Im Fahrersitz des Wagens wird eine Puppe in einem SpaceX-Raumanzug sitzen, das Autoradio soll David Bowies "Space Oddity" in Endlosschleife spielen. Dabei hat das Ganze einen ernsten Hintergrund: Auf dem Erstflug seiner neuen Schwerlast-Rakete "Falcon Heavy" will SpaceX noch keine kommerzielle Last befördern. Deshalb die Idee mit dem Tesla, der sozusagen als Testobjekt für künftige Lasten herhalten soll.

Am Dienstag um 13:30 Uhr Ortszeit (19:30 Uhr in Deutschland) will SpaceX seine neue Rakete samt Tesla an Bord vom traditionsreichen Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) ins All schießen. Falls alles klappt, könnte das eine neue Ära der Raumfahrt einläuten. Denn Musks auf ersten Blick irrwitzige Aktion hat einen höchst ernsthaften Kern - und ist ziemlich ambitioniert. Was Sie über den Start der "Falcon Heavy" wissen sollten.

Was ist das Besondere an der Rakete?

Die 70 Meter hohe "Falcon Heavy" ist die aktuell stärkste Weltraum-Rakete: Laut SpaceX kann sie bis zu 64 Tonnen Fracht ins Weltall befördern. Das ist rund das Doppelte der nächstgrößeren Rakete Delta IV Heavy, die von SpaceX-Konkurrenten United Launch Alliance kommt.

Musks neue Riesen-Rakete besteht nebeneinander angeordneten Antriebsstufen, die von SpaceX kleinerer Rakete "Falcon 9" stammen. Insgesamt hat die Rakete 27 Triebwerke und kommt damit auf eine Antriebskraft, die 18 Boeing-747-Jumbojets entspricht.

Rekordhalter ist die Rakete aber nicht: In früheren Jahrzehnten hatten sowohl Amerikaner als auch Sowjets bereits größere Raketen im Einsatz. Laut Musk soll der Start der Falcon Heavy je Mission 90 Millionen Dollar kosten - das wäre deutlich billiger als konkurrierende Raketen.

Wie hoch sind die Erfolgschancen?

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Elon Musks Visionen: Tesla, Trips zum Mars und Tunnelbohrer

Foto: © Stephen Lam / Reuters/ REUTERS

Der Jungfernflug der Falcon Heavy soll von derselben Abschussrampe aus gestartet werden wie einst die Mond-Mission Apollo und später die Flüge der Space-Shuttles. Für die SpaceX-Techniker ist es eine große Herausforderung, die 27 Triebwerke der Falcon Heavy für die erste Phase des Fluges gleichzeitig zu zünden. Zudem hat die Rakete nun dreimal stärkere Vibrationen und eine veränderte Aerodynamik.

All das kann auch durchaus schiefgehen, wie Elon Musk selbst bereits einräumte. Er selbst sieht die Erfolgschancen bei 50 zu 50. Musk ist mit seiner Super-Rakete bereits fünf Jahre im zeitlichen Rückstand. Der erste Start war ursprünglich für 2013 geplant gewesen. Falls es die Falcon Heavy diesmal nicht ins All schafft, hofft Musk', zumindest die Abschussrampe nicht zu beschädigen.

Wohin fliegt die Rakete, falls alles klappt?

Musks Ziel ist es, mit der unbemannt fliegenden Rakete seine Testfracht, also den roten Elektro-Tesla, in eine elliptische Umlaufbahn rund um den Mars zu schicken. Gelingt alles nach Plan, umkreist der Roadster ein paar hundert Millionen Jahre lang den Mars - rund 400 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Musk verspricht auch "epische Bilder" von den drei an dem Auto angebrachten Kameras.

Sämtliche drei Raketentriebstufen sollen zur Erde zurückkehren, dort unzerstört landen und wiederverwendet werden. Dass dies technisch möglich ist, hat Musk schon mit den kleineren SpaceX-Raketen Falcon 9 gezeigt.

Was will Musk damit beweisen?

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Zeppeline, Passagierdrohnen, Raumfähren: Die irren Fluggeräte der Silicon-Valley-Milliardäre

Foto: Sergey Brin

Mit seiner Schwerlast-Rakete will SpaceX zunächst kommerzielle Frachten wie etwa Satelliten ins All bringen. Da eröffnet die neue Rakete neue Möglichkeiten: So könnten Satelliten für militärische oder zivile Zwecke künftig größer und deutlich leistungsstärker ausfallen. Die neue Schwerlastrakete könnte aber auch dutzende oder gar hunderte kleine Satelliten auf einmal und vergleichsweise kostengünstig transportieren.

Ausgelegt ist die Rakete aber längst für bemannte Flüge und Missionen zum Mond - oder eben zum Mars. Von einer Kolonialisierung des roten Planeten träumt Musk ja schon seit Jahren öffentlich. Die Falcon Heavy ist aber nur ein Zwischenschritt für mögliche Mars-Missionen.

Bei SpaceX selbst ist bereits eine noch größere Rakete in Planung, die mit 30 Triebwerken fliegen soll. Auch die US-Weltraumagentur NASA plant eine neue Megarakete, das Space Launch System. Es soll die bislang stärkste Rakete, die für die erste US-Mondlandung verwendete Saturn V-Raketen mit 130 Tonnen Nutzlast, noch übertreffen. Auch Blue Origin, das Raumfahrt-Unternehmen von Amazon-Milliardär Jeff Bezos, arbeitet an einer Schwerlast-Rakete in Größenordnung der Falcon Heavy.

Was hat das alles mit Elektroautos zu tun?

In der Sache nichts - denn der Tesla dient ja nur als spektakuläre Testfracht. Doch insgesamt lässt Musk damit wieder einmal sein Marketingkönnen durchblitzen. Denn der Start des Uralt-Roadsters Richtung Mars lenkt perfekt von den irdischen Problemen ab, mit denen sich der Elektroauto-Hersteller aktuell herumschlägt.

Nach wie vor läuft die Produktion von Teslas Massenmarkt-Modell Model 3 nicht rund, wie die jüngsten Produktionszahlen für das vierte Quartal zeigten. Sie waren noch weit unterhalb der Planungen, auch wenn im Dezember offenbar schon mehrere hundert Fahrzeuge pro Woche gefertigt wurden.

Gut 28 Stunden nach dem SpaceX-Raketenstart hat Musk dann einen deutlich härteren Termin vor sich: Am Mittwoch, den 7. Februar um 14:30 Uhr kalifornischer Ortszeit präsentiert Musk die Tesla-Jahreszahlen für 2017. Dabei gibt er auch einen Ausblick auf 2018 und stellt sich Fragen von Analysten - und die dürften durchaus etwas härter ausfallen.

Der Jungfernflug im Live-Stream - hier!

SpaceX überträgt den Testflug der Falcon-Heavy-Rakete ab 19.30 deutscher Zeit live. Sollte Ihr Browser Probleme bei der Darstellung des Videofensters haben, finden Sie das Video hier direkt bei Youtube .