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Trumps Weltraumpläne Zum Mond. Mal wieder

US-Astronauten sollen zum Mond zurückkehren, so will es Präsident Trump. Aber wie realistisch ist das? Und warum kommt die Ankündigung gerade jetzt? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Zuerst zum Mond, dann zum Mars. So lässt sich in Kürze der Plan für die künftige Weltraumpolitik der USA umschreiben. Angekündigt hat ihn US-Präsident Donald Trump am Montag bei einem Termin im Weißen Haus. Es ist das dritte Mal, dass ein republikanischer Präsident die Rückkehr von Menschen zum Erdtrabanten als Ziel ausgibt. Vielleicht passiert es ja diesmal wirklich. Allerdings fehlen derzeit noch alle wichtigen Details - etwa zu Zeitplan oder Budget.

Was will Trump konkret?

Mit der "Space Policy Directive 1" setzt das US-Programm neue Prioritäten für Amerikas staatliches Raumfahrtprogramm. Ziel ist es, vor einer möglichen Nasa-Mission zum Mars erst einmal wieder Menschen auf dem Mond zu bringen. Grundsätzlich überraschend kommt das nicht. Ein Beratergremium unter Führung von Vizepräsident Mike Pence hatte bereits im Oktober den Mond als Zwischenziel empfohlen. Das macht Trump nun zur offiziellen Regierungslinie.

"Wir werden nicht nur unsere Flagge aufstellen und Fußabdrücke hinterlassen, wir werden ein Fundament schaffen für eine folgende Mission zum Mars und vielleicht auch eines Tages zu vielen weiteren Welten", so Trump nun bei der Vorstellung des Plans.

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Allerdings fehlt ihm aktuell unter anderem ein Nasa-Direktor, mit dem er das Vorhaben umsetzten kann. Sein Kandidat Jim Bridenstine ist noch nicht vom Kongress bestätigt - unter anderem wegen seiner zumindest zweifelhaften Äußerungen zum Klimawandel. Aktuell führt Robert Lightfoot die Geschäfte der US-Weltraumbehörde.

Warum kündigt Trump die Sache gerade jetzt an?

Das Datum war bewusst gewählt. Dass Trump innenpolitisch aktuell besonders stark unter Druck steht, macht es für ihn sicher attraktiv, sich mit vergleichsweise konfliktfreien Themen als Macher zu präsentieren. Aber es gibt einen weiteren Punkt: Auf den Tag genau 45 Jahre vor der Ankündigung hat die bisher letzte US-Landefähre auf dem Mond aufgesetzt.

Aus der Crew von "Apollo 17" war Jack Schmitt bei dem Termin am Montag dabei. Auch Buzz Aldrin aus der Crew von "Apollo 11", der zweite Mann auf dem Mond, war bei Trumps Ankündigung im Weißen Haus.

Wie realistisch ist der Plan?

Vor allem ist er erst einmal nur genau das: ein Plan. Vor Trump haben schon zwei andere US-Präsidenten eine Rückkehr zum Mond angekündigt, George Bush Senior im Jahr 1989 und sein Sohn George W. Bush im Jahr 2004. Praktisch passiert ist danach wenig, der Mond hat seitdem keinen Besuch von einem Mann oder Frau mit einem Nasa-Logo auf dem Anzug bekommen. So könnte es auch diesmal wieder sein.

Entscheidend ist das Budget der US-Weltraumbehörde - und das entsteht im Kongress. Vor dem Budgetjahr 2019 gibt es sowieso kein zusätzliches Geld. Zur Erinnerung: Zu "Apollo"-Zeiten bekam die Nasa rund fünf Prozent des gesamten Haushalts, heute sind es etwa 0,5 Prozent. Und mit diesem Geld soll die Weltraumbehörde auch noch Planetenforschung betreiben und die Erde aus dem All untersuchen.

Momentan fehlt Trump also das Geld, um seine Ankündigung umzusetzen. Womöglich könnte ein zukünftiger US-Präsident die Prioritäten also schnell wieder anders setzen - wie es ja bereits zwei Mal passiert ist. Ein paar Jahre lang sollten US-Astronauten übrigens auch zu einem Asteroiden fliegen - auch davon redet heute niemand mehr.

Was sind die nächsten Schritte?

Trump muss, wenn er die Sache mit dem Mond ernst meint, ein konkretes Raumfahrtprogramm mit diesem Ziel auflegen. Das gibt es bisher nicht. Deswegen ist bisher auch nicht klar, wann eigentlich wieder Menschen dort landen könnten. Bisher denkt die Nasa lediglich - zusammen mit Russland und anderen Partnern - an Pläne für eine Raumstation im Mond-Orbit ("Deep Space Gateway").

Und sie baut seit Jahren an der Schwerlastrakete SLS, die das "Orion"-Raumschiff für weite Reisen ins All transportieren soll. Das Ganze kostet aktuell drei bis vier Milliarden Dollar pro Jahr. Die Zeitpläne für die Entwicklung haben sich immer wieder verschoben. Dass es nun schneller geht, darauf gibt es zumindest aktuell keine Hinweise.

Fotostrecke

Space Launch System (SLS): Die neue Superrakete der Nasa

Foto: NASA

Wer will noch zum Mond?

China hat im Juni angekündigt, eine bemannte Mission zum Mond "vorzubereiten". Das Land hat ein ambitioniertes Mondprogramm. Bisher gehörte dazu ein Roboter-Landegerät, auch ein kleiner Rover war dabei. Außerdem wollen Privatunternehmen zum Mond, die Raumfahrtunternehmen Bigelow Aerospace und United Launch Alliance haben entsprechende Pläne in der Schublade. Deren Umsetzung ist allerdings teuer - und wäre mit dem bisherigen Nasa-Budget nicht zu machen. SpaceX-Chef Elon Musk wiederum, der sich sonst vor allem für den Mars interessiert, hat angekündigt, im kommenden Jahr zwei Touristen auf eine Mondumrundung zu schicken.

Und dann gibt es noch die Roboter. Mehrere Teams, hervorgegangen vor allem aus dem Wettbewerb "Google Lunar X-Prize", arbeiten an unbemannten Mondlandeprojekten. Sie haben zum Teil auch Mitfluggelegenheiten ins All gekauft. Zu den Teams gehören auch die "Part Time Scientists" aus Deutschland.

Was sagen die anderen?

Jan Wörner, Chef der Europäischen Weltraumorganisation, wirbt seit Jahren für seinen Plan eines internationalen Monddorfes. Er zeigt sich im Gespräch mit dem SPIEGEL vorsichtig optimistisch. "Ich verstehe die Botschaft so, dass die Mondoberfläche für die Amerikaner wieder in den Blick gerückt ist. Das ist eine gute Chance, den Mond international und gemeinsam anzugehen." Kritisch zu Trumps Plänen äußern sich Anhänger einer Mars-Mission: Joe Cassidy von der Interessengruppe Explore Mars warnte, es müsse bei den Mondplänen gesichert sein, dass man sich nicht "in einer Sackgasse" verirre.

Und die Witze im Netz?

Dass Trump doch selbst zum Mond fliegen solle, ist unzählige Male bei Twitter zu lesen. Man amüsiert sich auch darüber, dass sich der US-Präsident mit seinen Unterstützern aus der Szene der Verschwörungstheoretiker anlege. Die zweifelten ja entweder an der Kugelform des Mondes - oder aber zumindest daran, dass bereits Menschen dort gelandet seien.

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Gelacht wird außerdem darüber, wie Trump bei dem Termin zur Unterzeichnung seiner Direktive mit einer kleinen Astronautenfigur spielte. Die hatte ihm "Apollo"-Veteran Schmitt auf den Tisch gestellt.