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Absturz von chinesischem Raumlabor Trümmer von "Tiangong 1" könnten auf Erde treffen

Das außer Kontrolle geratene chinesische Raumlabor "Tiangong 1" wird spätestens im April 2018 gen Erde stürzen. Da nicht alle Teile in der Atmosphäre verglühen, warnen Experten vor Trümmerteilen.
"Tiangong 1" (Bildschirmfoto)

"Tiangong 1" (Bildschirmfoto)

Foto: AP/ Imaginechina

Raumfahrtexperten zufolge werden Teile des chinesischen Raumlabors "Tiangong 1" wahrscheinlich bald auf der Erde einschlagen. "Ein Großteil des Labors wird in der Atmosphäre verglühen, aber einige besonders große Bestandteile, etwa die Treibstofftanks, könnten auch die Erdoberfläche erreichen", sagte der australische Raumfahrt-Fachmann Morris Jones.

Wo genau Teile einschlagen, sei zwar unmöglich vorherzusagen. "Das Risiko, dass Menschen oder Häuser getroffen werden, ist aber äußert gering." In Toulouse treffen sich derzeit rund hundert Astronauten aus 17 Ländern zu ihrem jährlichen Weltkongress. Bis Freitag beraten sie über die Weltraumforschung sowie den Schutz der Erde.

Das Labor war 2016 außer Kontrolle geraten: Im vergangenen Herbst war bekannt geworden, dass China den 8,5 Tonnen schweren "Himmelspalast" nicht mehr steuern kann und er nach sechs Jahren im All und zahlreichen Experimenten unkontrolliert auf die Erde stürzen wird. Laut der Raumfahrtbehörde des Landes umkreist das Labor die Erde zunächst in immer niedrigerer Umlaufbahn und wird bis spätestens April 2018 in den Sturzflug übergehen.

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Foto: ESA

Es ist nicht das erste Mal, dass Weltraumschrott auf Kollisionskurs mit der Erde geht. Das bisher größte Teil war die sowjetische Raumstation "Saljut 7", deren Bruchstücke 1991 auf Argentinien fielen - ohne dass Menschen getroffen wurden. Die USA scheiterten 1979 mit dem Plan, ihr ausrangiertes Forschungslabor "Skylab" über Südafrika niedergehen zu lasen: Es stürzte über Australien ab.

Weltraumschrott recyceln

"Es ist zu hoffen, dass ausgedienten Satelliten und Stationen im All künftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird", sagte der US-Weltraumexperte Leonard David. Es müsse darüber nachgedacht werden, Weltraumschrott direkt im All zu recyceln, statt ihn weiter auf die Erde stürzen zu lassen.

China hatte "Tiangong 1" im September 2011 ins All geschossen. Dort hatte das Raumlabor über die Jahre sechs Kopplungsmanöver mit chinesischen Raumschiffen der "Shenzhou"-Reihe absolviert. Seit vergangenem Jahr umkreist auch der Nachfolger der "Tiangong 1" die Erde. In dem neuen chinesischen Raumlabor können zwei Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. "Tiangong 2" hat zudem eine höhere Ladekapazität und lässt sich erstmals auftanken.

Die Labore dienen der Vorbereitung für den Bau und Betrieb einer eigenen chinesischen Raumstation, die um 2022 fertig werden soll. Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All. Chinas Raumstation dürfte mit rund 60 Tonnen aber deutlich kleiner sein als die ISS mit ihren 240 Tonnen.

Neben einer eigenen Raumstation plant China in den kommenden Jahren gleich mehrere Ausflügen auf den Mond sowie eine Mission zum Mars.

brt/dpa