Der Mond ist unser ständiger Begleiter, stoisch umkreist er die Erde seit rund 4,5 Milliarden Jahren. Doch obwohl vor rund einem halben Jahrhundert schon Menschen auf seiner Oberfläche wandelten, gibt er uns noch immer Rätsel auf. Etwa: Wie viel Wasser steckt in ihm?

Wie zwei Forscher nun veröffentlicht haben, könnte in seinem Inneren genauso viel Wasser konzentriert sein wie im Erdmantel (Nature Geoscience: 2017). Die entscheidenden Daten hat ihnen die indische Raumsonde Chandrayaan-1 geliefert.

Die Ergebnisse kommen nicht unerwartet. Im Gegenteil: Dass der Erdtrabant Wasser birgt, haben andere Forscherteams bereits in den vergangenen Jahren gezeigt. Es befindet sich auf seiner Oberfläche in tiefen Kratern am Südpol, zudem aber auch gebunden im Gestein. Doch bislang gab es nur grobe Schätzungen, wie viel Wasser es insgesamt gibt. Und: Die Herkunft ist weiterhin umstritten.

Bevor nun in den Köpfen Bilder von planschenden Astronauten entstehen, sei gesagt, dass flüssiges Wasser, so wie wir es auf der Erde kennen, auf dem Mond nicht existieren kann. "Wegen der fehlenden Atmosphäre würde das Wasser verdampfen und das Licht der Sonne würde die Wassermoleküle in seine Bestandteile zerlegen, die infolge der geringen Gravitation auch rasch in den Weltraum entschwinden würden", erklärt der Planetenforscher Urs Mall vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Es sei aber sehr wohl möglich, dass sich Wassermoleküle in permanent abgeschatteten Regionen des Mondes – etwa an den Polen – in Form von Eis angesammelt haben oder chemisch gebunden in Mineralen vorkommen.

Apollo 15 und 17 lieferten die entscheidenden Proben

Bestehenden Studien zufolge ist das der Fall. Bereits 2008 war einem Team der erste Nachweis von Wasser auf dem Mond gelungen. Die Forscher haben damals vulkanisches Glas vom Mond untersucht, das die Astronauten der Missionen Apollo 15 und 17 zur Erde mitgebracht hatten, und dabei kleine Mengen Wassers entdeckt. Daraufhin stellten sie die These auf, dass das Magma-Gestein des Mondes genauso viel Wasser enthalten könnte wie die Erdkruste (Nature: Saal et al., 2008).

Im November 2009 dann hatte die US-Raumfahrtbehörde Nasa erstmals gefrorenes Wasser am Südpol des Mondes entdeckt. Vier Monate später gab sie die Entdeckung bedeutender Wasservorkommen am Nordpol des Erdtrabanten bekannt.

"Die entscheidende Frage war, ob solch wasserreiche Regionen selten sind", sagt Ralph Milliken von der Brown-Universität in Providence, der die aktuelle Studie mitverfasst hat. Dank Indiens Raumsonde Chandrayaan-1, die den Erdtrabanten seit 2008 erkundet, gebe es nun eine Antwort: Hinweise auf Wasser finden sich über die gesamte Oberfläche verteilt, "was bedeutet, dass der Wasserfund in den Apollo-Proben keine einmalige Sache ist", sagt Milliken. "Vulkanisches Auswurfmaterial auf dem Mond scheint allgemein wasserreich zu sein, was nahelegt, dass für den Mantel dasselbe gilt."

Planetenforscher Mall rät, die Ergebnisse von Milliken und Li mit Skepsis zu betrachten. "Infrarotmessungen und ihre Auswertung sind nicht ohne ihre Tücken", sagt Mall, "und Chandrayaan-1 hat wegen thermischen Problemen nur einen kleinen Teil der anvisierten zwei Jahre im Orbit messen können". Zudem gebe der Mond selbst Infrarotstrahlung ab, die bei den Messungen korrigiert werden müsse. Das aber sei bei Milliken und Li womöglich nicht umfassend erfolgt.